Doppelband – Heft 2

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J. Brödel

Sturm auf den Südostwall

Burgenland 1945: Abwehrkampf in letzter Stunde

 

 

Beschreibung

Der Südostwall war das Ergebnis einer Grundsatzweisung des Oberkommandos der Wehrmacht zur Verteidigung des Reiches. Im zweiten Halbjahr 1944 war aufgrund der Lage – die Landung der westlichen Alliierten in der Normandie, die großen Offensiven der Sowjets im Frühjahr und Sommer – klar, daß es jetzt um die Verteidigung des Reiches an seinen Grenzen gehen mußte.

Etwa ab Mitte Oktober ’44 begannen die Arbeiten im großen Stil, an denen dienstverpflichtete Arbeiter, Ostarbeiter, Hitlerjugend, KZ-Häftlinge und ungarische Juden beteiligt waren.

Wälder wurden abgeholzt, Weingärten umgelegt und Äcker umgegraben, Gebäude dort, wo sie im Wege standen, gesprengt. Während der nächsten Monate entstanden so eine A- und eine B-Linie, die sich auf einen teilweise ausgebauten, teilweise auch nur angedeuteten Panzergraben stützten.

Der Verlauf der A-Linie führte von südlich Pressburg nach Bruck an der Leitha, weiter nach Mannersdorf und Mörbisch am Neusiedler See, von dort über ungarisches Gebiet ostwärts Sopron nach Kópháza bis Deutschkreutz – Nikitsch und entlang der Grenze bis zum Geschriebenstein, der den südlichen Eckpfeiler des Festungsabschnittes Niederdonau, ab Pressburg im Norden, bildete.

An den Festungsabschnitt Niederdonau schloß sich der Abschnitt Steiermark an, der ab dem Geschriebenstein bis nach Laibach reichen sollte.

Geplant war die Linienführung im Abschnitt Steiermark vom Geschriebenstein hinunter nach Rechnitz in das Pinkatal, dann bei Jennersdorf über das Raabtal hinweg bis Radkersburg. Von Radkersburg weiter nach Luttenberg an die Save, von dort aufwärts nach Steinbrück und weiter bis in den Raum Laibach.

Im weiteren wird auf die Kämpfe im Festungsabschnitt Steiermark und hier in der Hauptsache um die an den Geschriebenstein angelehnten Gebiete eingegangen.

Auch im Abschnitt Rechnitz, am Geschriebenstein, der mit seinen 883 Metern die höchste Erhebung des Burgenlandes darstellt und somit einen sehr weitläufigen Blick in die Westungarische Tiefebene erlaubt, wurde die A-Linie auf ungarisches Gebiet vorgeschoben. Sie verlief über Kisnarda, den Nordrand von Bucsu, bis an den Ostrand von Boszok, während die ­B-Linie innerhalb des Reichsgebietes verlief.

Panzergräben wurden ausgehoben, Stellungsgräben gezogen, Unterstände und Gefechtsstände gebaut, die durch mehrere Lagen Rundhölzer, die in reichem Maße – aufgrund der in der waldreichen Gegend notwendigen umfangreichen Rodungsarbeiten – genügend zur Verfügung standen, verstärkt waren. Kampfstände für schwere Waffen wurden angelegt und an verschiedenen Stellen sogar Betonierungsarbeiten zur Verstärkung durchgeführt, wie beispielsweise auch in Rechnitz. Im rückwärtigen Gebiet wurden Brücken zur Sprengung vorbereitet und Sperren angelegt, die im geeigneten Moment aktiviert werden sollten.

Was die Belegung der Befestigungsanlagen betraf, so würde diese bei Alarmierung zunächst von herangeführten Volkssturmeinheiten durchgeführt werden, die dann durch zurückgehende Einheiten der Wehrmacht verstärkt werden sollten.

In den letzten Wochen vor Herannahen der Front hatte man ein detailliertes Alarmsystem aufgebaut, welches auf die einzelnen Kampfabschnitte zugeschnitten war. Die jeweiligen Abschnittskommandanten waren darüber informiert, welche Truppen ihnen im Bedarfsfall zur Verfügung standen, für welche der einzelnen Stellungsabschnitte die Truppen eingeteilt waren und wo erste Schwerpunkte gebildet werden sollten.

Die an oder hinter der Grenze liegenden Ortschaften waren, so gut es ging, in die Verteidigung miteinbezogen, und für jede Ortschaft war ein Kampfkommandant ernannt worden. Überall dort, wo das Gelände als panzertauglich angesehen wurde, hatte man Panzergräben ausgehoben oder Hindernisse angelegt, die im Bedarfsfall zu besetzten oder zu sprengen waren.

Um die nach einem Zurückweichen der Front herankommenden eigenen Truppen wirkungsvoll auffangen und in die Stellungen einweisen zu können, waren ebenso die Ortskommandanten zuständig. Zudem waren Gendarmerie, Zollwachen und Streifen angewiesen und dazu eingesetzt, die eigenen Truppen aufzufangen und in ihre Kampfabschnitte einzuweisen.

Selbst die Post war mit ihrem Fernmeldenetz in das Verteidigungssystem eingebunden. Sie sollte die gesamte Kommunikation aus und innerhalb des Festungsbereiches sicherstellen.

Nachdem der Kampf um Budapest zu Ende gegangen und die Stadt verloren war, war das Festungskommando Steiermark ab Anfang Februar mit dem Oberkommando der 2. Panzerarmee in Verbindung getreten und unterrichtete dieses über die laufenden Vorbereitungen an und hinter der Reichsschutzstellung. Umgekehrt war von da an auch das Festungskommando über die Lage an der Front auf dem laufenden und konnte so im Bedarfsfall seine Anweisungen geben.

Leider war diesem eine enge Fühlungnahme zur 6. Armee nicht gelungen, so daß deren zurückgehende Truppen von einem Schutzwall, an dem sie sich zur Verteidigung einrichten sollten, nichts oder nur sehr wenig wußten.

Dann, gegen Ende des Monats März, ereignete sich alles verhältnismäßig schnell. Die immer weiter vordringenden motorisierten Truppen der Roten Armee schoben die geschlagenen deutschen Verbände vor sich her, überflügelten sie und erzeugten an vielen Stellen bereits Panik. Nur mit Mühe gelang es der deutschen Führung, noch einmal der sich abzeichnenden Auflösungserscheinungen Herr zu werden. Doch trotz aller Anstrengungen: Der letzte Akt zum Untergang des Dritten Reiches hatte jetzt auch vor den Toren Wiens seinen Anfang genommen. Am 25. März 1945 gab die südlich von Szombathely nur wenige Kilometer von der Reichsgrenze entfernt gelegene Feldkommandantur Körmend für den Raum Celldömölk-Sárvár Alarmstufe III, für den Raum Szombathely-Körmend Alarmstufe II und von Körmend bis zur Mur Alarmstufe I aus. Noch am selben Abend erging für den Festungsabschnitt Steiermark der Befehl, in den Abschnitten Rechnitz, Kohfidisch, Güssing, Lafnitz- und Raabtal Panzerwarnstufe I auszugeben. Am folgenden Tag wurde befohlen, die Sprengkammern der zur Sprengung vorbereiteten Objekte zu laden und die ersten Minen zu verlegen, jedoch noch nicht zu tarnen. Gleichzeitig wurde der Volkssturm alarmiert, und von Rechnitz bis hin zum Raabtal wurden sieben der vierzehn Bataillone des ersten Aufgebotes in Marsch gesetzt. Gleichzeitig wurden die Ersatz- und Ausbildungsformationen des Wehrkreises XVIII alarmiert und wurde damit begonnen, diese in ihre vorgesehenen Einsatzräume zu verbringen.

Am 28. März drangen erste Verbände der Roten Armee in Vasvár wenige Kilometer nordöstlich von Körmend ein, worauf höchste Alarmstufe, also Panzerwarnstufe III und Alarmstufe III, ausgegeben wurde.

Die Feldkommandantur 198 richtete sich am 27. März in Schachendorf unweit der Reichsgrenze und in direkter Nähe zum Kampfabschnitt Rechnitz ein und begann damit, alle umliegenden Ortskommandanturen zu alarmieren. Man konnte hier, genau wie überall entlang der ungarischen Grenze und darüber hinaus, auf eine mehr oder weniger ausgebaute Auffangstellung zurückgreifen, mit deren Bau im Oktober des zurückliegenden Jahres begonnen worden war. Was hier, wie überall, so großspurig als „Ostwall“ angepriesen worden war, entpuppte sich dennoch hauptsächlich als ein Panzergraben mit dahinterliegenden Gräben, die allerdings keine wirklich widerstandsfähigen Kampfstände für die Verteidigung aufzuweisen hatten. Nur vereinzelt traf man auf Unterstände, deren Bauweise zumindest einem Granatwerferbeschuß standhalten konnte, einem direkten Treffer durch leichte oder gar schwere Artillerie würden sie jedoch nichts entgegenzusetzen haben. So und ähnlich stellte sich den auf die Reichsgrenze zurückgehenden Soldaten die ihnen angekündigte Auffangstellung dar, mit deren Hilfe sie den Massen der Angreifer noch einmal Widerstand leisten sollten…

Zusätzliche Informationen

Gewicht 50 g
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