Originalband – Heft 92

Beschreibung

Im Frühjahr 1942 war die Sowjetunion in größter Bedrängnis. Die deutschen Truppen waren zwar im Winter gestoppt worden, jedoch ­erbrachten die massierten Gegenangriffe der Roten Armee nicht die gewünschte Kriegswende. Statt dessen würde die Wehrmacht schon bald erneut in die Offensive gehen können. Der sowjetische oberste Befehlshaber Josef Stalin forderte deswegen wiederholt ein Eingreifen der westalliierten Bündnispartner durch das ­Eröffnen einer zweiten Front in Frankreich, wodurch das Deutsche Reich Truppenkontingente von der Ostfront nach Westen verlegen müßte.
Auch in den britischen Planungsstäben spielten Überlegungen zu ­einer möglichen Invasion in Nordfrankreich seit längerem eine Rolle. Problematisch für die Armeeführung war vor allem die Unerfahrenheit bei der Durchführung einer Landungsoperation in einer solchen Größenordnung. Genauso wenig war den Briten die deutsche Verteidigungstaktik bekannt. Dennoch begann der britische Admiral Lord Louis Mountbatten mit der Planung eines Landungsunternehmens bei der französischen Stadt Dieppe. Allerdings war zu keinem Zeitpunkt vorgesehen, tatsächlich einen Brückenkopf zu bilden, um eine zweite Front zu eröffnen. Vielmehr lag der Sinn der Operation ­„Jubilee“ ­darin, die Möglichkeit einer solchen Landung zu prüfen und einen Brückenkopf für mehrere Stunden gegen die Gegenangriffe der Wehrmacht zu halten. Anschließend würde man sich geordnet zurückziehen. Auf ­diese Weise wollten die Westalliierten herausfinden, wie die Wehrmachtführung auf eine derartige Landungsinvasion reagieren würde.
Dieppe war als Hafenstadt von besonderem Interesse für die Alliierten, da nur dort genügend Nachschub umgeschlagen werden konnte, um einer Invasion dauerhaft Erfolg zu verleihen. Dies war der Wehrmacht ebenso bekannt, weswegen die Stadt massiv befestigt war. Zwei schwere Artilleriebatterien waren so aufgestellt, daß sie anlandende Feindkräfte am Strand unter Beschuß nehmen konnten. Die ­Briten und Kanadier, die die Landung im August 1942 durchführen sollten, wollten diese Stellungen durch Kommandounternehmen ausschalten.
Für die Verteidigung Dieppes war das Infanterie-Regiment 571 vor­gesehen, das der 302. Infanterie-Division unterstand. Bereits seit April 1941 nahm der Verband Aufgaben als Ordnungstruppe in Frankreich wahr. Einige der Männer waren bereits kriegserfahren, andere hatten den Krieg noch nicht am eigenen Leibe erfahren müssen. Dies sollte sich am Morgen des 19. August 1942 schlagartig ändern, als ­­„Das ­Inferno von Dieppe“ seinen Lauf nahm…