Marine – Heft 60

Beschreibung

Hilfskreuzer, also umgerüstete, bewaffnete Handelsschiffe oder Passagierdampfer für den Handelskrieg, wurden von der deutschen Marineleitung bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Ihr Erfolgskonzept war die Überraschung, denn äußerlich deutete nichts darauf hin, daß es sich bei diesen Fahrzeugen um getarnte Kriegsschiffe handelte. Sie näherten sich in scheinbar friedlicher Absicht anderen Frachtdampfern und ließen erst im letzten Moment die Tarnung fallen, wenn der Gegner keine Möglichkeit mehr zur Gegenwehr oder Flucht hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurden von der deutschen Kriegsmarine Hilfskreuzer als „Handelsschutzkreuzer“, später als „Handelsstörkreuzer“ (HSK) bezeichnet. Insgesamt elf Schiffe wurden ausgerüstet und an den Feind geschickt. Sie waren mit sechs Geschützen vom Kaliber 15 cm, leichterer Artillerie (zwei Kanonen bis 10,5 cm), einigen Flugabwehrgeschützen und bis zu sechs Torpedorohren bewaffnet. Besonders bekannt wurden die Schiffe „Atlantis“, „Komet“, „Orion“, „Widder“ und „Michel“. Letzterer trug die Kennung „Schiff 28“ und versenkte auf seiner ersten Einsatzfahrt 14 Schiffe mit über 99.000 BRT. Sie dauerte vom 9. März 1942 bis zum 2. März 1943. „Michel“ durchbrach im Verband bei Nacht den Ärmelkanal. Von dort dampfte es in den süd­lichen Atlantik und später in den Indischen Ozean. Während der fast einjährigen Reise wurde das Schiff mehrmals von deutschen Frachtern mit Treibstoff und Proviant versorgt. Schließlich erhielt das Schiff den Befehl, nicht nach Europa zurückzukehren, sondern das verbündete Japan anzulaufen.
Die nachfolgende Geschichte erzählt die spannenden Einzelheiten dieses erfolgreichen Einsatzes. Funker, Maschinisten und Inge­nieure ringen mit ihrem Kommandanten nicht nur gegen Handelsschiffe der Alliierten, sondern auch gegen die Unbilden der Natur und gegen die Langeweile, wenn wochenlang keine Gegner auf den Meeren auszumachen sind. Aber wenn ein Mast am Horizont auftaucht, sind alle wieder elektrisiert… Für ihren erfolgreichen Einsatz wird ihrem Kommandanten Hellmuth von Ruckteschell das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Eine Auszeichnung, die Ruckteschell der gesamten Mannschaft widmet.