Marine – Heft 19

Beschreibung

Mit der englischen Kriegserklärung an Deutschland am 3. September 1939 öffneten die in See stehenden Einheiten der deutschen Kriegsmarine ihre Geheimbefehle, die ihnen ihre Einsatzgebiete und Aufträge zuwiesen. Wie schon im Ersten Weltkrieg mußte die deutsche Marine aus der engen Nordsee heraus operieren und sich den Zugang zum offenen Atlantik erzwingen. Während die britische Flotte wie 1914 durch eine Fernblockade der deutschen Küste die deutsche Kriegswirtschaft schädigen wollte, reagierte die deutsche Seekriegsleitung mit Angriffen auf die britischen Versorgungswege. Die U‑Boot-Waffe sollte Handelskrieg nach Prisenordnung führen, d.h. feindliche Handelsschiffe anhalten und versenken, neutrale hin­gegen nach für den Feind bestimmter kriegswichtiger Fracht durch­suchen und diese, falls vorhanden, als Prise bzw. Kriegsbeute beschlagnahmen und in eigene Häfen schicken. Hier setzt die folgende Erzählung ein. Auch das 1936 vom Stapel gelaufene U 29, ein U‑Boot vom Typ VII A, unter Kapitänleutnant Otto Schuhart, befand sich seit dem 19. August 1939 in See und hatte sich im Nordatlantik westlich von Irland auf einer stark befahrenen Schiffahrtsroute po­sitioniert, auf der Frachter mit kriegswichtigen Waren aus den USA oder den britischen Kolonien in Richtung englische Häfen liefen. Am 8. September konnte das Boot mit der Versenkung eines britischen Tankers einen ersten Erfolg verbuchen. Es folgten zwei wei­tere kleinere Schiffe, bis Schuhart am 17. September der über 22.000 Tonnen schwere britische Flugzeugträger „Courageous“ vor die Torpedorohre lief.
Das 1916 als Kreuzer in Dienst gestellte und in den Jahren 1924 bis 1928 zum Träger umgebaute Schiff wurde von zwei Torpedos getroffen und sank innerhalb von 17 Minuten. Mit dem Träger gingen zwei Torpedoflugzeugstaffeln unter. Die gesamte Mannschaft von U 29 erhielt dafür das Eiserne Kreuz 2. Klasse, der Kommandant zusätzlich das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Dieser spektakuläre Erfolg der deutschen U-Boot-Waffe ließ die Welt zum ersten Mal aufhorchen. Und als U 47 unter Kapitänleutnant Günther Prien in den Hauptstützpunkt der britischen „Home Fleet“ Scapa Flow eindrang und am 14. Oktober 1939 das Schlachtschiff „Royal Oak“ versenkte, war der Nimbus der Unbesiegbarkeit der britischen Flotte gebrochen. Aber diese Erfolge waren nur der Auftakt eines langen und blutigen U-Boot-Krieges, der auf Seiten der deutschen U-Bootwaffe rund 30.000 Opfer forderte.