Legion – Heft 30

Beschreibung

2022 jährte sich das Ende des Algerienkrieges zum sechzigsten Mal. Zudem war es der 60. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes. Doch bis zu diesem Schritt war es ein langer Weg. Algerien war nicht wie andere afrikanische Staaten nur Kolonialbesitz, sondern seit 1848 ein integraler Bestandteil Frankreichs. Ein Jahrhundert später lebten neben acht Millionen Algeriern, die die französische Staatsbürgerschaft besaßen, eine Million Franzosen in dem Land, die den Einfluß der Einheimischen auf ihr Land längst zurückgedrängt hatten. Wie in anderen von Europäern besetzten Ländern wurden große Unterschiede gemacht. Zwar besaßen die Einheimischen die Staatsangehörigkeit des Mutterlandes, doch blieben ihnen die französischen Bürgerrechte verwehrt, darunter das Wahlrecht. Diese politische Ungleichheit und die wirtschaftliche Diskriminierung der ­algerischen Bevölkerung führten zu Spannungen in der Gesellschaft, die sich ab dem Jahr 1945 immer häufiger in Protesten und Aufständen entluden. Die Unruhen wurden von der französischen Armee gewaltsam niedergeschlagen. Die 1955 in Kairo gegründete Nationale­ Befreiungsfront Algeriens (FLN) unterstützte die nationale Befreiungsarmee (Armée de libération nationale, ALN) bei ihren Bemühungen um die Unabhängigkeit des Landes. Zwischen 1955 und 1957 erstarkte die ALN zusehends, insbesondere in der Region der Großen Kabylei und des Aurès. In die stark zerklüfteten Bergregionen hatten sich auch die FLN-Rebellen zurückgezogen, um von hier aus den Kampf gegen die französische Herrschaft aufzunehmen.

Bis 1962 wurden 1,7 Millionen Franzosen als Soldaten in den Krieg gegen die algerische Befreiungsfront FLN geschickt, um den Aufstand, der sich immer weiter ausweitete, niederzuschlagen. Auch die Fremdenlegion wurde gerufen. Seit 1954 war sie immer wieder im Land gewesen, um die französischen Polizei- und Armeekräfte zu unterstützen. 1959 startete der neue Oberbefehlshaber in Algerien, General Maurice Challe, eine Großoffensive gegen die in den Bergen versteckten FLN-Kämpfer im Kabylei. Die am Unternehmen „Jumelles“ beteiligten Fremdenlegionäre sollten das gesamte Gebiet säubern, Feindkräfte aufspüren und eliminieren. Mit einer zusammengezogenen Streitmacht wollte Challe den Widerstand der Rebellen brechen. Aber in den Bergen sind die FLN-Kämpfer zu Hause, nicht die Fremdenlegionäre. Ein blutiger Gebirgskrieg beginnt – für die Legionäre heißt es: „Haltet die Front!“