Flieger – Heft 91

Beschreibung

Der Seekrieg forderte seine Opfer: Die Handelsschiffs-Verluste im Mai 1942 bezifferten sich auf 136 alliierte Schiffe mit zusammen 644.827 Tonnen im Atlantik, 15 alliierte Schiffe mit 60.223 Tonnen in anderen Gewässern, acht Schiffe der Achsenmächte mit 23.819 Tonnen im Mittelmeer und 24 japanische Schiffe mit 105.128 Tonnen im Pazifik. Nicht nur deutsche U-Boote hatten auf der Lauer gelegen, auch die deutsche Luftwaffe beteiligte sich mit ihren Geschwadern erfolgreich am Seekrieg gegen Handelsschiffe.

Seit Juli 1941 hatten die Staffeln des Kampfgeschwaders (KG) 30 nach und nach auf die norwegischen Flugplätze Stavanger, Bardufoss und Banak verlegt. Von dort aus wurden die Staffeln auf die auslaufenden Nordmeer-Geleitzüge angesetzt. Die Nordmeer-Geleitzüge brachten seit 1941 militärisch wichtige Güter von Großbritannien und den Vereinigten Staaten in die Sowjetunion. Insgesamt vier Millionen Tonnen Ladung schifften die Alliierten über die Nordmeer­geleitzugsroute in die Sowjetunion. Das waren knapp 23 Prozent aller zu dieser Zeit in die Sowjetunion gelieferten Güter. Daher verstärkte die Luftwaffe ihre Angriffskräfte im Frühjahr 1942 in Nordnorwegen massiv.

Die III. Gruppe unter Hauptmann Hans-Joachim Herrmann hatte entscheidenden Anteil bei der Bekämpfung von alliierten Nordmeergeleitzügen zum sowjetischen Hafen Murmansk. Unter anderem trug er entscheidend zum Erfolg bei der Schlacht um den Konvoi PQ 17 im Sommer 1942 bei. Doch schon zuvor war das KG 30 erfolgreich auf ein großes Geleit angesetzt worden.

Am 21. Mai 1942 war der alliierte Geleitzug PQ 16, bestehend aus 35 Handelsschiffen, von Reykjavik auf Island ausgelaufen. Alliierte Minensuchboote, U-Jagd-Trawler, Zerstörer und Korvetten sicherten den Konvoi. Zudem wurde eine Nah-Deckungsgruppe in der Nähe des Geleitzuges positioniert. Zusätzlich kreuzte die britische Flotte als Fern-Deckungsgruppe mit dem Schlachtschiff „Duke of York“, dem Flugzeugträger „Victorious“, und neun Kreuzern zwischen Island und Norwegen, um etwaige deutsche Überwasser-Kriegsschiffe abzufangen. Zehn U-Boote bildeten die Flankenaufstellung. Am 25. Mai 1942 fuhr der Geleitzug PQ 16 nördlich der Insel Jan Mayen mit Kurs Murmansk. Ein deutscher Fernaufklärer sichtete den Konvoi und machte entsprechende Meldung. U 703 und das KG 30 wurden sofort auf das Geleit angesetzt. Die Piloten erwartete am Zielort eine wahre Flakhölle, durch die sie ihre Bomben tragen mußten. Wen würde das Eismeer zuerst verschlingen?